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111 Jahre internationaler Weltfrauentag – Frauenwahlrecht in Russland, der Ukraine und Deutschland

Wie und warum gibt es den Weltfrauentag?

Der Weltfrauentag als Feier- und Gedenktag für die Gleichberechtigung und das Wahlrecht von Frauen entstand zur Zeit des ersten Weltkriegs aus einem früheren Vorschlag der deutschen Sozialistin Clara Zetkin. Der erste internationale Weltfrauentag wurde am 19. März 1911 von den Ländern Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweiz und USA gefeiert. In Deutschland konnten Frauen am 19. Januar 1919 erstmals auf nationaler Ebene wählen.

Feminismus - Die französische Revolution

Der Ursprung der Frauenwahlrechtsbewegung liegt jedoch wesentlich weiter zurück, in der Französischen Revolution (1789-1799). Die Forderungen der Revolutionäre nach „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ betrafen nämlich lediglich das Wahlrecht für die männlichen Bürger Frankreichs. Dies war den Frauen der damaligen Zeit schmerzlich bewusst und die Revolutionärin und Autorin Olympe de Gouges (1748-1793) verfasste bereits 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Ihr Engagement und ihre Auslegung der Aufklärung war leider ihrer Zeit voraus und sie musste dafür mit ihrem Leben bezahlen. Sie wurde per Guillotine in Paris enthauptet. 

Oympe de Gouges Zitat Frauenwahlrecht Internationaler Weltfrauentag

Abb.1 Olympe de Gouges (Quelle: Bearbeitet nach Wikimedia Commons)

Frauenrechte im Kaiserreich und Weimarer Republik

In Deutschland wurden die Journalistin und Schriftstellerin („Die Klöpplerinnen“) Louise Otto-Peters und die Lehrerin und Schriftstellerin Auguste Schmidt zu treibenden Kräften der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert. Ein wichtiger Fokus der beiden war die Verbesserung der Bildungschancen junger Frauen. Eine Schülerin der Auguste Schmidt wurde von deren Ideen so weit inspiriert, dass sie politisch mobilisierte und bis heute als Vorreiterin der Frauenrechtsbewegung gilt: Clara Zetkin!

Louise Otto Peters, Auguste Schmidt und Clara Zetkin zum Internationalen Weltfrauentag

Abb.2 v.l.n.r. Auguste Schmidt, Louise-Otto Peters und Clara Zetkin Statue Leipzig (Wikimedia Commons & Pixabay)

1910 brachte sie die Idee eines internationalen Frauentags auf der Zweiten Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen vor. Ziel war vor allem, für die Gleichberechtigung für Frauen und deren Wahlrecht zu kämpfen. Die Kampfphase für das Frauenwahlrecht brach 1917, mitten im Ersten Weltkrieg aus, als der damalige Kaiser Wilhelm II in seiner Wahlrechtsreform kein Wort bezüglich der Frauenwahlrechte verlor. Damit brüskierte er die Frauenrechtlerinnen, die mit neuer Kraft die Stimmrechtsarbeit aufnahmen. Nach etlichen Demonstrationen und nach dem Sturz der Monarchie, ebnete der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918 durch Verkündung der zukünftig gleichen Wahlrechte für Männer und Frauen den Weg für die ersten offenen Wahlen am 19. Januar 1919.

Frauenwahlrechte im revolutionären Umfeld der Bolschewiken

Im Zuge der Oktoberrevolution (7.- 08. November 1917, nach gregorianischem Kalender) erhielten Frauen in Russland bereits im Jahr 1917 über Umwege das Wahlrecht. Während sowjetische Schulbücher es gerne so darstellten, als sei die Gleichstellung der Frau von Seiten der Bolschewiken erfolgt, musste der Weg dafür noch vor der Oktoberrevolution bei der provisorischen Zwischenregierung bereitet werden. Nachdem der Zar im Februar 1917 von der Zwischenregierung faktisch entmachtet war, spielte die Einführung des Frauenwahlrechts für den provisorischen Machthaber Fürst Georgij Lwow, zunächst keine Rolle. Die Russische Liga für die Gleichberechtigung der Frauen, rund um die Revolutionärin Wera Nikolajewa Figner (Вера Николаевна Фигнер) konnte am 19. März 1917 nach einem beachtlichen Protest von über 40.000, z.T. berittenen Frauen, den sogenannten Amazonen in der damaligen Hauptstadt St. Petersburg und erst nach zähen Verhandlungen den Fürsten Lwow zur Zustimmung bewegen.

Wera Figner und die Amazonen in St. Petersburg, Demonstration für das Frauenwahlrecht

Abb.3 Protestierende Frauen in St. Petersburg, Wera Nikolajewa Figner (Wikimedia Commons)

Frauenwahlrecht in der Ukraine

Als die Frauen bereits im Sommer und Herbst 1917 von ihrem neuen Recht Gebrauch machen wollten, kam es zu einer Vielzahl z.T. tätlicher Zwischenfälle, bei denen Männer versuchten die Ausübung des Frauenwahlrechts zu unterbinden.

Nach der Oktoberrevolution eroberten die Bolschewiki Kiew und gründeten die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik. Im Zuge der Verabschiedung der ersten Verfassung im März 1919 erhielten Frauen der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik am 10. März 1919 das allgemeine Wahlrecht.

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