Ukraine Krieg

Was passiert mit den ganzen Tieren (Haustieren, Zootieren) in der Ukraine?

Der gnadenlose Krieg in der Ukraine zerstört Leben, Hoffnungen, Infrastruktur. Menschen werden von ihren Liebsten weggerissen, müssen unfassbares Leid ertragen. Oft sind es gerade die Haustiere, die mutige Ukrainer*innen dazu bewegen in zerstörten Wohnblocks im Kriegsgebiet auszuharren, um die zahlreichen, nun herrenlosen Katzen, Hunde und anderen Tiere zu versorgen. Auch geflüchtete Ukrainer*innen hängen oft an ihren Haustieren. Zum Weltkatzentag 2022 möchte ich diesen trostspendenden Vierbeinern und den anderen Haustieren der Ukraine einen eigenen Artikel widmen. 
Bereits Mitte April 2022 ging die Nachricht um, dass mit den Flüchtlingen aus der Ukraine über 28.000 Haustiere nach Deutschland gebracht wurden. Nach damaligem Kenntnisstand waren das rund 8 Prozent der Geflüchteten, die meist mit Hund oder Katze, aber auch mit Ziervögeln oder einem Leguan geflohen sind. Bei uns in der Wohnung trudelten im März 6 geflüchtete Ukrainer*innen ein. Auch sie brachten eine Katze (Babula) und einen kleinen Hund (Nonna) mit zu uns. 
Tatsächlich wäre eine Unterbringung in einer Flüchtlingsunterkunft mit den Tieren schwierig geworden. Immer noch gestaltet sich die Wohnungssuche für Olena und ihre kleine Hündin Nonna wegen des Mischlings schwierig. Viele Vermieter*innen möchten keine Hunde oder möglichst überhaupt keine Tiere in ihren Mietwohnungen haben und machen auch für Flüchtlinge keine Ausnahme. 


Forderungen nach Haustier- gerechten Flüchtlingsunterkünften wurden seitens Menschenrechts- und Tierschutzorganisationen bereits im März laut. Den Aspekten der Trauer- und Traumabewältigung, Trost-, Halt- und Ankerfunktionen der Tiere stehen seitens der Flüchtlingsunterkünfte Sicherheits-, Seuchenschutz und Hygieneaspekte gegenüber. Dazu äußerte sich Anfang April bereits das Bundesinnenministerium. Die Menschen stehen bei Rettungsaktionen in der Ukraine und bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme ganz klar im Vordergrund, jedoch werden sowohl an den Grenzen Futter, Wasser und medizinische Hilfen für geflüchtete Haustiere bereitgestellt als auch Hilfe in Deutschland selber organisiert. 
Die Tierheime haben vielerorts weitere Kapazitäten aufgemacht, um die von ukrainischen Flüchtlingen mitgebrachten Katzen und Hunde vorübergehend aufzunehmen und zu versorgen. Die Tierhalter, können die Tiere zu sich holen, sobald sie eine Wohnung gefunden haben. 
Weltkatzentag Ukrainischen Haustieren helfen - Spenden für Hunde und Katzen

Tierschutz

Viele Ehrenamtliche haben Tierpatenschaften übernommen. Aus meinem Bekanntenkreis ist mir der Fall von vier Hunden bekannt, die mit einem ausgeklügelten “Staffel-System” von Tierfreunden quer durch Deutschland transportiert wurden. Die vier Hunde stammten von derselben ukrainischen Halterin, welche als Flüchtling vorübergehend in Süddeutschland in einer Flüchtlingsunterkunft untergekommen war, ohne die Möglichkeit sich um die Tiere zu kümmern. Damit die Hunde zusammen bleiben konnten, haben die Helfer keine Kosten und Mühen gescheut und eine geeignete Pflegestelle in Norddeutschland gefunden und den etappenweisen Transport organisiert.  Normalerweise müssen Haustiere bei der Einreise nach Deutschland geimpft und gechipt sein, für diese humanitäre Krise im Kriegsfall wurden Ausnahmen gewährt. An den meisten Grenzen können Haustiere ohne Weiteres passieren und werden dann in Deutschland nachträglich in Anbindung an die Tierheime oder Veterinärämter geimpft, entwurmt und gechipt. Auch bieten viele Tierheime, der Tierschutzbund, Tierärzte oder Veterinärämter eine kostenfreie medizinische Versorgung der geflüchteten Haustiere an. Die Seite des IFAW (International Fund for Animal Welfare) bietet auf Deutsch und Ukrainisch eine Liste der Tierärzte, die kostenfreie Behandlungen anbieten und viele weiterführende Informationen für ukrainische Haustierhalter.

Was passiert mit Tieren in ukrainischen Zoos und Tierheimen?

Es gibt Retter und Tierschutzorganisationen, die sich auf die Versorgung und Evakuation von Katzen, Hunden und anderen Haustieren aus ukrainischen Tierheimen spezialisiert haben (s. Bericht DW, Oliver Pieper, März 2022). Helfer fahren Tonnenweise Tierfutter in die Ukraine und bringen dann die Tiere nach Ungarn, wo sie vor der weiterreise nach Deutschland in eine 30-tägige Quarantäne müssen, da die Ukraine als Tollwut Gebiet gilt. Auch in der Ukraine harren viele Menschen in ihren zerstörten Wohnblöcken aus und versorgen nicht nur eigene, sondern auch die zurückgebliebenen Tiere der ganzen Nachbarschaft- oft weit über die eigene Belastungsgrenze hinaus. 
Dieser Twitter Tweet von Radio Free Europe/ Radio Liberty über eine ukrainische Tierpflegerin (Viktoria Sluzhenko) im Kiewer Zoo hat mich sehr berührt. Sie schildert, wie sie statt dem Dienst an der Waffe beschlossen hat, sich weiter um “ihre” Elefanten zu kümmern, da niemand ihre Aufgabe sonst bewältigen kann. Sie schildert auch die komplizierten Umstände, die einen Transport der Dickhäuter bzw. eine Flucht mit Elefanten unmöglich machen. 

Giraffe vor blauem Himmel - Symbolbild für Tierschutz im Ukraine Krieg

Mittlerweile kämpft vor allem der Kiewer Zoo mit großen logistischen Problemen: Zum einen sind kriegsbedingt die Lebensmittelpreise in die Höhe geschossen, so dass auch die Versorgung der Tiere mit Futtermitteln immer teurer wird. Außerdem benötigen gerade die Exoten unter den Tieren ein warmes Plätzchen um den anstehenden Winter zu überstehen, während die russischen Terrorattacken auf die ukrainische Infrastruktur konstant andauern. Zur Zeit sind rund 40 Prozent der ukrainischen Infrastruktur von den als "Energieterror" bezeichneten Attacken betroffen (Stand 1.November 2022). Während die Versorgung der Bevölkerung Vorrang genießt, bangen die Zoos um ihr Überleben. Eine Notschlachtung der Tiere kommt für die Mitarbeiter nicht in Frage. Abgesehen vom Tierschutzaspekt und der emotionalen Verbindung mit "ihren" Tieren, bemessen sie auch den Stellenwert ihrer tierischen Schützlinge groß, wenn es z.B. darum geht auch für die Kinder die die Zoos besuchen ein Stück Normalität und Ablenkung vom Kriegsgeschehen zu schaffen. Die ukrainische Bevölkerung unterstützt die Zoos durch private Spenden, so werden z.B. in Kiew am Zoo auch immer wieder frisch gefangene Fische aus der Dnepr und anderen Flüssen abgegeben, um bei der Fütterung zu unterstützen. 
Hier habe ich die Seite des Kiewer Zoos verlinkt, auf der auch alle Möglichkeiten zur Geldspende aufgelistet sind. Damit können wir einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Tiere mit Wärme und Futter leisten und sichern dadurch neben dem Schutz der Tiere auch die Arbeitsplätze der Zoomitarbeiter und vielleicht das ein oder andere Kinderlachen, beim Besuch des Zoos. 

Wie kann ich Menschen mit Tieren aus der Ukraine helfen? 

Eine ausführliche Übersicht bietet die Seite der VETO, der Vereinigung europäischer Tierschutzorganisationen . Die benötigten Hilfen reichen von dem Transport der Haustiere über Futter-, Sach- und Geldspenden für Katzen und Hunde bis hin zu Pflegestellen für die Haustiere oder Wohnungsangebote und Unterkünfte für ukrainische Flüchtlinge mit Katzen oder Hunden. 

Geflüchtete Hunde und Katzen geben den ukrainischen Flüchtlingen Halt und Sicherheit

Viele Hunde dienen im übrigen auch zur Unterstützung der Bodentruppen bei der Minensuche an der Front. Die sozialen Netzwerke sind überdies nicht nur zum Weltkatzentag voll von Bildern ukrainischer Soldat*innen mit Katzen und Hunden. Der psychologische Effekt eines kleinen flauschigen Vierbeiners in diesen erschütternden Zeiten ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn ich im Zweifelsfall dafür bin, dass Leben von Menschen zuerst zu schützen, tue ich alles um "unseren" geflüchteten ukrainischen Tieren, Babula der Katze und Nonna dem Hund, allen möglichen Komfort zu ermöglichen.  Nicht nur weil ich Tiere mag sondern ich außerdem sehe, wie unfassbar gut es "ihren" Menschen geht, wenn sie sie bei sich haben. Ein Stückchen Heimat auf vier Pfoten. Der Weltkatzentag ist nur eine freundliche Erinnerung an alle Tiere zu denken, landwirtschaftliche Nutztiere, Wildtiere in ihren nun zerbombten Habitaten, Tiere in Zoos und eben Haustiere.

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